PHQ-Nickname: ReBoot
Halfquake: Dollhouse Party
Level: 15
Total kills: 202,408
Birthday: November 08th 1984
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Description: Mal wieder eine Rollenspielgeschichte. Ich wollte eine Nekromantin spielen. Ich wollte aber keinen einfach bösen Menschen darstellen. So erzählte ich, wie sie zum einen ihre Fähigkeiten entdeckte, zum anderen warum sie verbittert wird und vom glücklichen Kind zu einer kalten Schattengestalt wird.
Ich erhielt gute Bewertungen für diese Story, auch von fantasyfremden Menschen.
Das hier hat ein Freund drüber geschrieben:
die Geschichte gefällt mir sehr gut. Du siehst Bilder vor Augen, ich habe richtig mitgelebt und (ich lüge nicht!) die Katze reden gehört. Alles war absolut lebendig.
Über die Moral der Frau will ich nicht urteilen. Die Geschichte ist eine poetische Verarbeitung von Kräften, die tiefer in uns liegen, als die Moral und Verstand es tun. Deshalb wird man ihr auch nicht gerecht, indem man die Geschichte als solche moralisch beurteilt, wobei das Verhalten der Frau nicht korrekt ist, dafür aber umso besser dargestellt und für den Leser verständlich (wobei das Wort von Verstand kommt), eher nachfühlbar eigentlich, denn das ist es: Man fühlt es. Mein Gefühl gibt ihr recht, auch wenn der Verstand sich sträubt dem zuzustimmen. Genial. |
Setzt euch. Vielleicht wird euch meine Geschichte interessieren, vielleicht nicht. Ich kann euch keine Märchen anbieten, sondern lediglich das, was tatsächlich geschehen ist.
Ich bin so, wie ich bin. Ich bin keine Heilige, aber auch kein Monster, als das mich manche gerne sehen. Ich habe Dinge getan, auf die ich nicht stolz bin. Vielleicht wird euch meine Geschichte helfen, mich zu verstehen.
Meine Kindheit verlief so, wie man es erwarten könnte. Ich war ein glückliches Kind, das in einem kleinen Dorf irgendwo im Wald, im Norden des Landes. Es war alles so, wie es sein sollte. Diese Idylle währte nicht lange.
Als ich 6 war, wurde ich bestraft. Ich sah, wie ein Vogel zu uns ins Haus geflogen kam, es war ein schöner bunter Vogel. Er setzte sich auf den Tisch und fing an zu singen. Plötzlich brach er zusammen und starb. Ich hatte Angst und wusste nicht, was ich tun soll. Ich sprang auf und rannte in die Ecke, die am weitesten weg von dem Tisch war. Unsere Katze kam durch die Tür, sah den Vogel und fing an, mit ihm zu spielen. Ich rannte aus dem Haus.
Als meine Eltern heimkamen, sahen sie den schönen Vogel tot in den Tatzen der Katze und schimpften sie dafür. Aber ich erzählte ihnen, was tatsächlich gewesen war. Sie glaubten mir nicht. Meine Mutter fegte die Katze mit einem Besen durch die Stube. Die Katze Miaute. Ich bat sie, aufzuhören. Ich sagte, dass die Katze den Vogel nicht getötet hatte. Ich weinte. Die Katze schlüpfte durch das Fenster ins Freie. Meine Eltern waren sauer auf mich. Sie glaubten mir nicht. Sie schimpften, ich sollte nicht lügen, lügen sei schlecht und das „Mistvieh" war eh faul. Aber ich hatte die Katze immer gemocht. Ich war ihr nicht sauer wegen dem Vogel, für Katzen sind Vögel Nahrung. Ich weinte.
Ich wurde bestraft. Ich wurde in den Keller gesperrt. Es war dunkel. Ich hatte Angst in der Dunkelheit. Ich rührte mich nicht vor Angst. Und dann machte ich ein Licht.
Ich erschuf ein Licht, dass die Dunkelheit vertrieb. Zuerst hatte ich Angst. Oder eher, es war keine Angst. Ich war aufgeregt. Ich versuchte, zu verstehen, wie ich das Licht gemacht hatte. Ich wusste es nicht. Doch ich hörte eine Stimme, ganz leise. Ich wusste nicht, was sie sprach. Mit trockenen Augen schlief ich ein.
Die nächste Zeit über waren meine Eltern sehr freundlich zu mir. Ich verzieh ihnen. Aber die Katze kam nicht mehr. Ich sprach oft zu ihr, sie war eine Freundin. Und nun kam sie nicht mehr heim.
Am Tag danach war ich im Wald spazieren. Und plötzlich sah ich die Katze da liegen. Sie war tot. Zuerst hatte ich Angst, aber dann kam ich doch näher. Sie sah so friedlich aus, als ob sie nur schlafen würde. Ich konnte nicht weggehen. Ich streichelte sie. Und ich sprach zu ihr. Ich erzählte ihr Kleinigkeiten, wie gut heute die Milch geschmeckt hat und wie mich die Kühe im Stall angemuht haben, als ich rein kam. Und sie hörte zu. Am nächsten Tag kam ich wieder zu ihr. Sie sah traurig aus. Sie sah traurig aus. Und als ich sie fragte, was denn los sei, antwortete sie mir! Ich dachte, das sei ein Traum, einer, aus dem man aufwachen kann. Wenn ich damals bloß gewusst hätte... Sie bewegte ihr Maul nicht, aber es war eindeutig ihre Stimme, die zu mir sprach. Nicht in Worten, aber ich verstand. Der Ast, der auf ihre Pfote gefallen war, sei schwer. Ich räumte ihn weg.
Meine Eltern machten sich sicher schon Sorgen, wieso ich so lange weg vom Haus blieb, aber ich und die Katze hatten Spass beim Reden. Als ich vom Vogel sprach, wurde sie traurig. Sie verstand es nicht, wieso sie mit dem Besen bestraft wurde. Sie spielte nur mit einem toten Vogel, sie hätte sich auch an seinem Gesang erfreut, wenn er am Leben gewesen wäre.
Ich lief heim und bad meine Eltern, der Katze zu verzeihen. Sie warnten mich, mich noch mal in den Keller zu sperren. Aber ich hatte keine Angst mehr im Dunkeln. Sie sagten, sie würden ihr verzeihen. Aber es klang nicht ehrlich.
Eines nachts wachte ich auf. Die Katze kam zu mir, legte sich auf mich und schnurrte. Es war ein schöner Traum.
Er ging abrupt zu ende, als ich vom Kreischen meiner Mutter geweckt wurde. Ich machte die Augen auf und sah die tote Katze auf mir liegen. Aber sie hatte in der Nacht geschnurrt.
Ich wurde zum Dorfältesten gebracht. Der alte Mann sagte Dinge zu mir in irgendeiner Sprache, die ich nicht verstand. Er holte Kräuter und machte Rauch, den ich einatmen sollte. Ich sollte seltsam riechende Tränke trinken. Ich bekam Alpträume. Ich träumte davon, wie ich die Katze ins Reich der Toten bringe, dann träumte ich von Dingen, die ich nie gesehen hatte, von Gestalten, die nicht sein können, von Stimmen, die von nirgendwoher kommen und nach mir rufen. Ich hörte meine Eltern leise sprechen. Es ging um mich. Ich verstand, dass es mit meiner Grossmutter zu tun haben soll. Aber ich verstand nicht, was. Ich ging in den Wald, um nach der Katze zu sehen. Sie war verwesen. So verwesen, als ob sie seit dem Tag verwest hätte, an dem sie aus dem Haus gescheucht wurde. Danach hörten die Alpträume auf.
Ich war 12, als bei einem Dorffest einige Männer auftauchten, die Verpflegung verlangt hatten. Sie kamen mit Pferden, die vollbepackt waren. Auch mit Waffen. Man gab ihnen etwas Nahrung, wir hatten selber nicht allzu viel, aber Gastfreundschaft ist ein wichtiges Gebot. Sie verlangten mehr. Sie verlangten Bier und sie verlangten Frauen. Sie drohten mit ihren Waffen. Man gab ihnen Bier. Betrunken griffen sie zu Waffen und fingen an, uns damit zu bedrohen. Einer von ihnen schnappte sich meine Mutter und zog sie an sich. Sie schrie. Ich hatte Angst. Ich wünschte mir, dieser Mann würde sterben. Ich wünschte es mir vom ganzen Herzen. Und dann sah ich ihn. Es war ein See. Das Wasser war nachtschwarz. Und es bewegte sich. Es zog kein Wind auf aber es kamen Wellen über das Wasser. Ich spürte es. Es war im Wasser. Es war alt, unbeschreiblich alt und unbeschreiblich mächtig. Ich wusste, was es war. Aber ich wagte es nicht, das auszusprechen. Es kam hoch. Auf dem Wasser bildete sich ein Hügel. Und es kam raus.
Die Kraft durchdrang mich. Ich spürte sie. Es war wie damals, als ich das Licht erschuf und mit der Katze sprach, nur viel mächtiger. Die uralte Macht, die in dem See schlummerte, sie war mein. Ich konnte sie lenken. Und ich tat es.
Ein Schrei durchdrang die Nacht. Der Schrei einer Seele, der der Körper runtergerissen wird. Der Mann lies meine Mutter los. Oder das, was von ihm übrig geblieben war. Es war eine Leiche, die zu Boden sank. Ausgetrocknet, schwarz, als ob ausgebrannt, die Reste des Gesichts in einer schrecklichen Todesmaske verzogen.
Mir wurde bewusst, dass ich meine Arme ausgestreckt hatte, in Richtung der Leiche und dass ich gerade etwas gesagt, nein, geschrieen hatte. Einen schrecklichen Fluch auf einer uralten Sprache. Meine Mutter sank zusammen. Unsere „Gäste" rannten in den Wald. Die Pferde waren schon weg. Ich sank zusammen. Ich sank in die Dunkelheit. Das letzte, woran ich mich erinnern kann, ist das schwarze Wasser des Sees, das mich umhüllt…
Schleier, ein Schleier umhüllt meine Sinne und meinen Verstand. Ich höre Stimmen. Die Stimmen von meinen Eltern und dem Dorfältesten. Ich verstehe nur einzelne Worte. „Ihre Grossmutter…" „Gefahr…" „Besser für sie…". Ich schlafe wieder ein.
Als ich aufwachte, saß mir meine Mutter gegenüber. Sie schaute mich an. Auf meine Frage, was los sei, sagte sie nichts. Sie schaute mich nur an. Und dann fing sie an zu weinen. Und ich weinte auch. Mein Vater kam zur Tür rein. Er hatte einen gepackten Rucksack in der Hand. Er reichte ihn mir. Das war es also.
Ich nahm den Rucksack und ging aus dem Haus. Die Türen der Häuser waren zu. Die Leute waren alle drin. Ich konnte ihre Blicke aus den Fenstern spüren. Sie wollten, dass ich gehe. Sie konnten es nicht ertragen, mich in ihrem Dorf zu haben. Sie hassten mich. Und sie fürchteten mich. Ich ging mit erhobenem Kopf davon.
Der Wald empfing mich. Ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte und was ich tun sollte. Ich wollte nur meiner Mutter helfen, und sie haben mich verbannt. Ich hatte niemandem was getan, nur einen Menschen getötet… Einen Menschen getötet? Der Gedanke war neu für mich. Ich hatte seinen Tod gewünscht, er hatte den Tod verdient. Und ich hatte darüber entschieden.
In der Nacht schlief ich nicht. Ich sass da und schaute in die Dunkelheit. Ich hatte keine Angst. Die Dunkelheit erschien mir als Freund. Sie umhüllte mich mit ihrem Umhang. Sie flüsterte beruhigende Dinge zu mir. Ich schlief ein.
Den ganzen nächsten Tag lang ging ich. Ich wollte weg von diesem Ort. Das Dorf hinter mir lassen und niemals zurückkommen. Ich hatte meinen Eltern verziehen. Aber ich versprach mir, ich würde nie wiederkommen. Am Abend wollte ich mich wieder in die Geborgenheit der Dunkelheit sinken lassen, aber ich wusste plötzlich, dass ich nicht alleine war. Aus den Schatten kam eine Frau auf mich zu. Sie war alt, sehr alt. Sie ging gebeugt, sich auf einen Knochen stützend, den sie als Gehstock verwendete. Sie nannte mich „Mein Kind". Ich war verwirrt. Sie erzählte mir, sie sei meine Grossmutter. Ich konnte es nicht glauben. Aber ich wusste, dass sie recht hatte. Ich umarmte sie und weinte. Sie nahm mich mit zu ihr.
Meine Grossmuter nahm mich auf. Sie fürchtete sich nicht vor mir und meiner Kraft. Sie hatte auch keinen Grund dazu. Auf ihre Bitte hin erzählte ich ihr, wie ich zu ihr kam. Sie hörte mich an. Sie sagte mir, dass Menschen fürchten, was sie nicht verstehen. Und dass sie hassen, was sie fürchten. Sie tröstete mich. Dieses Wesen, die uralte Macht, die ich gespürt hatte, das sei auch ein Teil von ihr. Sie warnte mich vor ihm. Sie warnte mich, denn es ist eigenwillig und stark. Es wartet nur ab, bis es die Möglichkeit findet, auszubrechen. Und dann sei das auch mein Untergang.
1 Jahr lebte ich bei meiner Grossmutter. Sie versorgte mich und ich half ihr. Diesen See sah ich nicht wieder.
Aber auch dieses Glück musste gebrochen werden.
Eines Abends kam ein Rabe zu mir. Er rief mich. Er verlangte, dass ich mit ihm mitkomme. Und ich kam mit. Er sprach zu mir. Er sprach in Bildern. Auf die Frage, woher er komme, antwortete er nicht, aber er sagte mir, warum.
Der Rabe, der Vorbote des Todes. Dieses Bild stamm nicht aus dem Geiste eines Kindes oder eines Sterbenden, es ist so wahr, wie nichts sonst.
Des Nachts kam ich an. Ich war zuhause. Zuhause? Das war nicht mein Zuhause. Das war nur die Siedlung, in der ich meine Kindheit verbracht hatte. Doch war das jemals ein wirkliches Zuhause gewesen? Der Dorfplatz war voll mit Menschen. Ich traute mich nicht, dorthin zu gehen. Eine Gestalt kam aus dem Haus, in dem ich früher gewohnt hatte und ging zu den anderen. Die Versammlung löste sich auf. Ich sprang auf und rannte zum Haus. Alles war still. Als ich rein kam, lagen meine Eltern da. Sie bewegten sich nicht. Mein Vater lag da, mit einem Dolch in der Brust. Er atmete nicht mehr. Er war tot. Meine Mutter lächelte schwach, als ich mich über sie beugte. Sie war blass. Sie bat mich, stark zu sein, jetzt nicht zu weinen. Sie sagte, sie sei froh, mich ein letztes Mal wieder zu sehen. Sie sprach ganz leise, kraftlos. Sie sagte, die Dorfleute wollten sie nicht mehr bei sich haben... Und sie würden sie von dem Fluch befreien… Und sie töteten sie.
Ich brach zusammen. Ich betete zur Göttin des Lebens, sie möge meinen Eltern das Leben geben, das sie ungerecht verloren hatten. Meine Gebete wurden nicht erhört. Ich kauerte auf dem Boden und sah in mich hinein. Ich sah den See.
Ich war ruhig. Und der See war ruhig. Er hatte keine Wellen. Nur ein leichtes Kräuseln. Und ich spürte es. Das Wesen war wieder da. Ungleich stärker, als damals. Gespeist durch meine Verzweifelung wuchs der Zorn. Der unermesslich alte, mächtige Zorn. Das Wesen durchbrach die Wasseroberfläche. Der Zorn verschmolz mit mir zu einem.
Das Leben hatte versagt. Nun war die Zeit des Todes gekommen.
Das Haus stürzte brennend ein. Ich stieg aus den Trümmern. Die Leute kamen aus ihren Häusern. Ich stand da, die Fäuste zusammengeballt und schaute die Leute an. Sie erkannten mich nicht. Und dann erkannten sie mich.
Niemand sagte etwas. Der Dorfälteste durchbrach die Stille: „Verschwinde, Monster!"
Ich tötete. Ich tötete wieder. Diese Menschen hatten meine Eltern umgebracht, ohne einen Grund gehabt zu haben. Sie verstanden es nicht. Und daraus wurde Furcht. Und daraus wurde Hass. Ich hasste sie ebenfalls. Aber nicht aus Furcht.
Ich tötete die Dorfmenschen. Ich lies sie augenblicklich um Jahrhunderte altern, ich lies ihnen die Gliedmassen abfaulen oder ich riss ihnen die Seelen aus dem Leib. Ich tötete Männer, Frauen, Kinder gleichermaßen. Die Nacht war erfüllt von Schreien.
Am Morgen war es still. Nichts rührte sich. Es war auch niemand da, der sich rühren konnte.
Ich lag da, ich konnte nichts mehr tun. Ich hatte getötet. Ich hatte mich dem Wesen verschrieben. Das Leben hatte versagt. Leben bringt nur Elend mit sich. Unfairness, Gewalt, all das bringt Leben mit sich. Der Tod bringt Frieden und Stille mit sich.
Ich hatte mich dem Tod verschrieben.
Ich mag es nicht, wenn man mich als blutrünstiges Monster bezeichnet. Ich töte nicht aus Spass, das ist barbarisch. Der Tod ist ein Mittel zum Zweck, nicht der Zweck. Aber es ist ein schönes Mittel. Zu oft wurde ich im Leben enttäuscht, so was wird nicht noch mal vorkommen.
Schaut mich nicht so an. Die Tatsache, dass ihr meine Geschichte kennt, ist für mich kein Anlass, euch zu töten. Es ist kein Märchen, es ist nur das, was passiert ist und das ist kein Geheimnis. Wahrscheinlich werden wir uns nie wieder sehen. Wenn doch, dann bitte ich euch, mich mein Leben leben zu lassen, so, wie ich es tue. Sollte das nicht der Fall sein, wird euer Tod bloss ein weiterer Tod in meinem Leben. |
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